Ein Kapitel in der Geschichte des Musikvereins muss der Familie Bernhard gewidmet sein. Und da ganz im Besonderen unserem früheren Dirigenten Helmut Bernhard. Helmut war für die Musik nicht nur Dirigent, Arrangeur, Manager, Liebhaber jeder Musikrichtung, sondern im Besonderen Freund und Kamerad im Musikverein.
Sein Werdegang als Musikant liest sich wie eine Geschichte oder Vorlage zu einem Film.
Der kleine Helmut durfte noch kein Instrument lernen, da es in der damaligen Zeit nicht üblich war, dass ein noch nicht 10-jähriger ein Musikinstrument lernt. Aber der pfiffige kleine Helmut stibitzte sich eines Tages eine Trompete, die vom Musikhaus Lange immer zum elterlichen Anwesen in der Bergerstraße geliefert wurde und übte darauf heimlich im Holzschopf. Es wurde ihm verboten, doch auf sein Drängen und Betteln ließ sich der Vater erweichen und lernte klein Helmut die Tonleiter. Doch Vater Ernst Bernhard war streng und ließ Helmut zuerst Klavier bei Fräulein Engelhard lernen. Da das Klavierfräulein während des Unterrichtes immer allerhand zu tun hatte, begann klein Helmut selbst zu spielen, was das Fräulein etwas befremdete. Der Klavierunterricht wurde zu langweilig für Helmut und er begann dann mit dem Trompetenunterricht. Bereits im Alter von 9 Jahren durfte Helmut bei Kirchenprozessionen mitspielen, da er die Kirchenlieder gleich spielen konnte. Den ersten Trompetenunterricht bekam er von Herrn Krämer, einem pensionierten Polizeimusiker aus Kressbronn.
Das Wichtigste für Helmut Bernhard in seiner Laufbahn als Dirigent war der Musikverein. Er hat seine Motivation und Begeisterung immer auf alle Musiker übertragen. Seine Maxime war immer, dass keiner provoziert wird, mit dem was einer kann oder nicht kann. Wichtig war ihm immer, dass alle Freude an der Musik und am Verein haben. Alle sollten sich wohlfühlen, und er fühlte sich als Mittler zwischen Alt und Jung. Nie einfach war die Aufgabe alle Musiker unter einen Hut zu bringen. Doch mit Umsicht im Umgang mit allen verschiedenen Leuten war dies immer möglich. Helmut hat alle Musiker gekannt, kannte deren persönliches Umfeld, Nöte, Sorgen und Freuden und ist so auf jeden eingegangen. Deswegen war Helmut für alle im Verein nicht nur Dirigent, sondern auch Freund und guter Kamerad. Seine Verabschiedung als Dirigent fiel ihm sicherlich nicht leicht, aber er sagte, dass er einen guten Abgang vom Verein wollte und bevor ihn niemand mehr wollte, hörte er lieber selber auf.
Helmut Bernhard. Dieser Name stand für viele Jahrzehnte in engem Zusammenhang mit dem Musikverein Kressbronn. Aber was ist er für ein Mensch, für ein Orchesterleiter, was für ein Dirigent und was für ein Musikkamerad?
Als Orchesterleiter und Dirigent war er interessiert an allen Arten der Musik. Sei es Marschmusik, Klassik, Jazz, Rock und Pop, moderne Blasmusik bis hin zur Polka und der Volksmusik. Auf jeden Fall hat er es immer verstanden, auf die Wünsche des Publikums einzugehen, die momentanen Trends zu erfassen und dies dann auch musikalisch rüberzubringen. Immer hatte er ein Gespür dafür, wie die Stimmung der Leute war und hat ihnen dann das geboten, was sie hören wollten. So konnte er gezielt die Stimmung aufbauen, die man für ein gelungenes Fest benötigte. Dafür verlangte er von den Musikern aber auch alles ab. Seltene Pausen während eines Auftritts und immer Aktion auf der Bühne. Aufstehen, sitzen, klatschen, Blödsinn machen usw. Ein „müde“ oder „ich kann nicht mehr“ wurde nicht akzeptiert. Auch er selber spielte immer bis zur totalen Erschöpfung mit seiner Trompete und hat so alle immer mitgerissen. Ein nettes „Auf ihr müden Säcke“ wurde nicht übel genommen, sonder hat uns alle immer doch motiviert bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Nicht umsonst bekam er in den Musikerreihen den Spitznamen „Schinderhannes“. Aber es hat immer sehr viel Spaß gemacht bis zum Ende durchzuhalten und man war immer froh und gelöst, wenn ein Auftritt vorbei war. Aber der Applaus und die Stimmung beim Publikum war dann am Ende immer Lohn genug und hat die Freude am musizieren weiter bestärkt.
Helmut Bernhard hat jegliche Lobeshymnen auf seine Person nach einem Auftritt immer ohne Allüren angenommen, hatte aber auch immer ein offenes Ohr für eine konstruktive Kritik.
Helmut Bernhard war aber auch stets ein guter Musikkamerad, der mit allen Musikern einen freundschaftlichen Umgang pflegte. Er kannte alle, wusste von allen die häuslichen Umstände und kannte vor allem von jedem Musiker das Können und die Vorlieben. Daher hat er nie jemanden auf Grund seiner musikalischen Leistung bewertet, sondern im Vordergrund stand der Mensch, der Kamerad. Jeder sollte das leisten, was er kann und nicht jenes, was er können sollte.
Am 26.12.1999 gab Helmut Bernhard den Taktstock in die Hände seines Nachfolgers Karlheinz Vetter, und verabschiedete sich in den wohlverdienten Ruhestand.